Vertriebene - Alteingessesene - Siedler
Es wurde schon etliches zum Thema Vertreibung geschrieben, sogar auch zur Neubesiedlung. In diesem Buch "treffen" sich aber zum ersten Mal die früheren und die jetzigen Bewohner der Grenzgebiete. Erinnerungen der Vertriebenen, der Verbliebenen und auch die der Siedler liefern uns ein Zeugnis einer Heimatsuche angesichts der zwanghaften oder freiwilligen Migrationen die das 20. Jahrhundert mit sich gebracht hat. Das ganze Thema, das immer noch sehr sensitiv und manchmal sogar schmerzvoll ist, wird durch Einführungsstudien ergänzt.
Die Ausstellung Das verschwundene Sudetenland zeigt verschiedene Teile Böhmens und Mährens, in denen es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung kam. Am deutlichsten sind die Veränderungen in den Gebirgslandschaften an der Grenze, denn hier gelang es nach der Vertreibung der ursprünglichen Bewohner genügend Neusiedler anzulocken.
Drei Generationen der verbliebenen Deutschen, oder derer, die wieder zurück kamen, erzählen davon, wie es war und wie es ist tschechischer Deutsche zu sein. Drei Fachstudien über Geschichte, Identität und über die Sprache der deutschen Minderheit präsentieren vierzehn Interviews und helfen dabei, die Zusammenhänge zu verstehen.
Interessieren Sie sich für die Veränderungen der Landschaft und der Siedlungen im tschechischen Grenzgebiet? Dann sind Sie hier genau richtig! Das Hauptgerüst bilden über 300 Fotovergleiche, die den Zustand der 12 Sudetenregionen vor und nach der Vertreibung zeigen. Gleichzeitig informieren Begleittexte über das komplizierte Ankommen "in der Landschaft nach den Deutschen". Wie wurde mit der Kultur der Deutschen umgegangen? Sowohl die materielle als auch die geistige Ebene werden betrachtet. Welche Experimente die neuen komunistischen Herrscher in den gewonnenen Gebieten durchgeführt haben und was mit all den Traditionen passiert ist, ob vielleicht neue entstehen und wie das ist mit dem wachsenden Interesse der Tschechen an der (un)eigenen Vergangenheit aussieht. All diese Aspekte werden im vorliegenden Buch aufgegriffen.
In Teplitz, einer Stadt in Nordböhmen, lebten bis zum Jahre 1945 Tschechen und Deutsche gemeinsam - bis der Lauf der Geschichte sie trennte. Drei Zeitzeugen: ein Tscheche, ein Deutscher und einer, dessen Vater Deutscher war und die Mutter Tschechin. Sie erzählen ihre Lebenswege, die sie einst in der Schule zusammenführten um sie später wieder zu trennen, damit sie sich nach der Wende wieder zusammenfinden.
"Ich würde mir nur wünschen, dass es von solchen Gesprächen zwischen Deutschen und Tschechen mehr geben würde. Damit es nicht nur bei Einzelfällen bleibt. Wir möchten nämlich die gemeinsamen Beziehungen unserer beiden Nationen wieder aufleben. Wir wollen doch sehen, dass diese zu einander finden, dass sie zusammenleben. Das soll der Sinn und Zweck sein."
- Otto Kohlert
Tausende Tschechen leben heute in sogenannten "Häusern nach den Deutschen", in Häusern, deren Besitzer und Bewohner nach der Befreiung im Jahr 1945 vertrieben wurden. Manche tschechischen und deutschen Familien, die durch ebensolche Häuser verbunden sind, haben versucht Kontakt zu einander aufzunehmen.
In Tschechien, Österreich und der Slowakei sammelten wir die Zaitzeugenerinnerungen an die Besatzungszeit in der Tschechoslowakei. Es wurde darüber erzählt, wie das Zusammenleben der verschiedenen Nationalitäten war. Die gesammelten Erinnerungen haben wir in Gruppen geordnet, die thematisch und historisch eine Einheit bilden, Perspektiven und Sprachen werden dabei fließend gewechselt. Die Geschichte der Staaten und der Regime spiegelt sich in den Erfahrungen und Erinnerungen der einzelnen Zeitzeugen wieder. Die Hauptperspektive bleibt aber immer gleich, nämlich mitteleuropäisch, und sie verweist auf viele Probleme mit denen wir noch heute konfrontiert werden.